Erfahrungsbericht Disney Research
Wer Disney hört, denkt an Prinzessinnen, Könige, Mogli und Bambi, an Fantasiewelten, Schlösser und Kinderträume. Was Disneys Kreationen so einzigartig macht und Kinderherzen (und jene von Erwachsenen) höher schlagen lässt, entsteht u.a. bei Disney Research. Denn hier wird an der Zukunft der Unterhaltungsindustrie geforscht. In acht Gruppen tüfteln Forscher, Post-Docs, PhD- und Masterstudenten der ETH und anderer internationaler Hochschulen an der nächsten Generation von Effekten und Prozessen zur Visualisierung und Animation von digitaler Charaktere. Die Rendering-Gruppe beispielsweise ist für visuelle Effekte in der Animationswelt zuständig. So wurde hier für eine möglichst realistische Eislandschaft wie in „Frozen“ mit Lichtreflexen auf Mehl und Zucker experimentiert.
Disney Research wurde durch den Unterhaltungskonzern 2008 gegründet, nicht zuletzt auch wegen des Engagements und der fachlichen Expertise von ETH Professor Markus Gross. Gross startete mit 3 Leuten, heute sind es in den Semesterferien mit den vielen ETH Studenten zusammen bis zu 80 Leute – denn Disney Research ist bei ihnen beliebt für Bachelor- und Masterarbeiten. Neben Zürich gibt es noch weitere Labs in Los Angeles, Pittsburgh, Boston und Edinburgh. Die Standorte sind aus einem bestimmten Grund gewählt: so liegen die Hauptstandort nahe an renommierten technischen Universitäten wie eben der ETH in Zürich und der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Der enge Austausch mit diesen beschert Disney Research wichtige Ressourcen punkto Wissen und Rekrutierung von Mitarbeitern. Auch innerhalb des Labs ist der Austausch stark; die Firmensprache ist überall Englisch. „Im Januar wird es eine wichtige Konferenz geben, an der hier im Moment alle arbeiten“, erzählt Dr. Maria Olivares. Sie ist für den Technologie-Transfer bei Disney Research zuständig, das heisst sie arbeite zusammen mit den Forschern an der Entwicklung von Prototypen und steht im engem Austausch mit den einzelnen Geschäftseinheiten der Disney Company, um die im Lab neu entwickelten Technologien in Produkte und Prozesse zu implementieren.

Willkommen bei Disney: der Eingangsbereich von Disney Research in Zürich.
Die Räumlichkeiten bei Disney Research sind beeindruckend. Im Eingang empfängt mich ein lebensgrosser Darth Vader, an den Wänden hängen Bilder und Kunstobjekte mit Motiven aus der Disney-Welt, der Mickey-Mouse-Kopf mit den berühmten Ohren schmückt Tassen und Türen. Das Disney-Universum ist allgegenwärtig und steht in einem spielerischen Kontrast zu den vielen Computern und technischen Hilfsmitteln der kreativen Forscher. Beim Gang durch die verschiedenen Forschungsgruppen fühle ich mich wie eine 5jährige. Als ich dann auch noch Bilder aus meinem Lieblings-Disney Film „The Incredibles“ sehe, hat mich die Disney-Welt fest in ihren Händen. Für die Inneneinrichtung des Labs wurde eigens eine Designerin aus Los Angeles eingeflogen.

In diesen Räumlichkeiten…

arbeiten die Forscher an den Kinderträumen von morgen.
Während des Rundgangs erhalte ich auch die Möglichkeit, einige Mitarbeiter zu fragen, warum sie bei Disney Research arbeiten. Seth Frey, ein Post-Doc aus den USA, sagt, bei Disney könne er die Welt nehmen, verdoppeln, umdrehen, verkleinern und auf den Kopf stellen. Diese Möglichkeit gebe es bei keiner anderen Firma. Alle Mitarbeiter, mit denen ich spreche, beschreiben die Arbeit als sehr abwechslungsreich. Ausserdem habe man hier die Möglichkeit, an Technologien zu tüfteln, die direkt oder indirekt Menschen auf der ganzen Welt ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, sagt Maria Olivares.
Denn die Arbeit der Forscher fliesst nicht nur in Filme, sondern auch in etliche Konsumartikel wie Spiele, Spielzeug, Apps und in die verschiedenen „Disney Land“-Parks. Diese Bandbreite hebt Disney von anderen Unternehmen der Unterhaltungsindustrie wie etwa Dreamworks, deren Fokus hauptsächlich das Filmgeschäft ist, ab. Aus diesem Grund wird auch nicht nur im Bereich des Films geforscht, sondern auch in der Robotik oder Wireless Communication zwischen Gegenständen. Wichtig ist bei Disney, dass es sich um angewandte Forschung handelt, also immer ein direkter Bezug zum Disney-Universum besteht. Disney Research entwickelt Technologien und Innovationen für alle Geschäftseinheiten von Disney; z.B. kommen diese auf die Forscher in den Labs zu und bitten, den Effekt oder das Tool xy zu optimieren oder eine gänzlich neue Anwendung zu kreieren.

Die Welt neu erfinden: Forschungsarbeit in den Disney Research Labs.
Neben den Forschern existiert hier auch eine Softwareentwicklungsgruppe. Sie unterstützen die Forscher, in dem sie von diesen entwickelte Algorithmen oder Applikationen „schön machen“, also in punkto Effizienz und Anwenderfreundlichkeit optimieren. Ausserdem gibt es im Haus noch eine Elektroingenieurgruppe, die Hardware und Prototypen herstellt und Set-ups für die Forscher einrichtet. Als weitere Gruppe agieren die Lab-Artists. Sie sind zumeist studierte Künstler und Designer, die 3D-Modelle aufbereiten und, die Ideen der Forscher visualisieren, bevor diese mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Schliesslich gibt es noch den administrativen Bereich und den Bereich des Technologie-Transfers für den Maria Olivares zuständig ist.

Maria Olivares in ihrem Büro bei Disney Research.
Um bei Disney Research zu arbeiten, muss man vor allem eines sein: sehr gut in seinem Forschungsgebiet, sprich Computer Graphics bzw. Informatik. Kreativität, Interesse an neuen Technologien und ein internationaler akademischer Hintergrund sind ausserdem gewünscht. Dass man sich mit dem Disney-Universum identifizieren können muss, versteht sich von selbst. Aktuell arbeitet ein Team um unser IT-dreamjobs-„Model“ Thabo an einem Eye-Scanner, mit dem Augen so realistisch wie möglich dargestellt werden können. Spätestens seit Markus Gross den Tech-Oscar erhalten hat, ist klar, was für aussergewöhnliche Arbeit die Forscher hier leisten. Schliesslich sind sie dafür verantwortlich, dass täglich auf der ganzen Welt Herzen höher schlagen.