Video Spiele haben es schwer. All zu oft werden sie mit Amokläufen und Kellerkindern in Verbindung gebracht. Das Zürich Game Festival Ludicious will dem entgegenwirken und mithelfen, dass Game Design als Kunstform akzeptiert wird. Das Festival zeigt, welche wunderbaren Möglichkeiten Video Spiele bieten – und wie viel Arbeit dahinter steckt.
Seit die Branche entstanden ist, wächst sie stetig. Zu diesem Thema besuchte ich einen Vortrag, in dem die Entwicklung des Game Design gezeigt wurde. Brauchte man vor rund 20 Jahren für die Entwicklung eines Spiels noch etwa ein Jahr und ein relativ kleines Budget, so arbeiten heute bis zu 700 Leute während durchschnittlich 5 Jahren an Monsterspielen wie Assassin’s Creed oder GTA. Mit einem Budget von 140 Millionen entwickeln sie Spiele, die bis zu 700 Millionen einspielen. Das ist beinahe doppelt so viel, wie ein durchschnittlicher Kino-Blockbuster einbringt! Hinzu kommen riesige Marketingstrategien, durch die weltweit eine breite Basis an Spielfans aufgebaut wird, die über Jahre hinweg die Sequels der Spiele kaufen und zur treuen Community werden. Obwohl viele Games heute wie Spielfilme wirken, überraschten mich diese Zahlen. Wie gebannt sass ich im Hörsaal der Pädagogischen Hochschule Zürich und wurde mir bewusst, dass die Gamebranche einen eigenen Wirtschaftszweig ausmacht.
Danach betrachtete ich die Branche im Kleinen. Im Nebenraum eines Restaurants auf dem Kasernenareal fand ein Workshop für Game Design statt, den Ralf Mauerhofer von Koboldgames für Gymnasiasten aus Zürich und St. Gallen anbot und bei dem auch ich zuschauen durfte. Es war faszinierend zu beobachten, wie mit kleinsten Mitteln witzige Spiele entstehen. Die Gymnasiasten liessen Flugzeuge fliegen und Clowns hüpfen und erlebten hautnah, wie viel Kreativität und schöpferisches Potential in der Informatik steckt.
Die Nachwuchsförderung ist den Schweizer Entwicklern ein Anliegen, denn die Szene soll wachsen. Zürich bietet den idealen Standort, um Schweizer Spiele anzukurbeln: jährlich bilden ETH und ZHdK viele Gamedesigner aus, für die es in Schweiz aber noch keinen Markt gibt. Das will man mit dem Game Festival Ludicious ändern und auf das vorhandene Potential aufmerksam machen. Hier am Zürich Game Festival erhalten dann auch besonders die Entwickler von sogenannten Indie-Spiele (am Ludicious Festival zum Beispiel Blindflug Studios, Maschinen-Mensch UG und Playables) eine Plattform. Von diesen Spielen kommen monatlich 15’000 auf den Markt, und sie haben es neben den etablierten Studios und Entwicklern schwer. Natürlich möchte man den lokalen Entwicklern und Spielern die Möglichkeit bieten, Spiele vorzustellen und auszuprobieren. Daneben fand man an diesem bunten Festival auf dem Kasernenareal auch ein breites Angebot an Workshops zur Gameentwicklung, Vorträgen über Marketing und Designentwicklung, Wettbewerben und Award Verleihungen.
Am Zürich Game Festival findet also jeder seinen Platz. Entwickler zeigen ihr Können, begeisterte Gamer entdecken Neues und Schüler lernen. Hoffen wir, dass auch die Schweizer Gameszene bald ihren Platz findet.
Workshopleiter Ralf Mauerhofer über seinen persönlichen IT-dreamjob: