Fragen und Antworten zu IT-dreamjobs

Eckdaten

(Kritische) Fragen und Antworten

Wer hat die Kampagne initiiert?

Die Kampagne „IT-dreamjobs“ wurde im Rahmen des Legislaturschwerpunkts „eZürich“ (www.ezuerich.ch) des Zürcher Stadtrats initiiert. Am «eZürich»-Initial-Workshop mit über 70 hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wurden gemeinsam Themen für den Ausbau des ICT-Standorts Zürich (und Schweiz) erarbeitet. Die ICT-Nachwuchsförderung wurde als gemeinsames Anliegen mit strategischer Bedeutung für die Prosperität von Wirtschaft und Gesellschaft identifiziert. Damit wurde der Grundstein für die Kampagne „IT-dreamjobs“ gelegt. Die Konzeption der Kampagne erfolgte von Beginn weg in Zusammenarbeit mit Gymnasiast/-innen, um die Nähe zur Zielgruppe sicher zu stellen.

Die Projektleitung wird im Auftrag des Trägervereins durch die Mitarbeiterin eines Wirtschaftssponsors wahrgenommen. In der mehr als einjährigen Aufbauarbeit ist es gelungen, rund 30 Sponsoren (vor allem ICT-Lieferanten und –Anwenderunternehmen, die Stadt Zürich sowie die Hasler Stiftung und die Stiftung IT-Berufsbildung Schweiz) zu gewinnen, die den Kampagnenstart im Herbst 2013 ermöglichten.

Wie lange läuft die Kampagne?

Die erste Mediawelle startet am 23. September 2013 und dauert zwei Wochen. Um die Nachhaltigkeit sicher zu stellen, ist die Durchführung der Kampagne während mindestens drei Jahren geplant, mit jeweils zwei Mediawellen pro Jahr. Die Kampagne ist eingebettet in zahlreiche bestehende Aktivitäten zur Nachwuchsförderung und funktioniert ergänzend dazu (Studieninformationstage, Berufsmessen, Informatikwochen etc.).

Wer sind die Träger der Kampagne?

Die Stadt Zürich ist im Rahmen von eZürich Initiantin der Kampagne und hat diese überhaupt ermöglicht. Die Treiber der Kampagne sind die beteiligten Unternehmen – Anwenderfirmen wie Migros, Post und UBS mit grossen IT-Abteilungen und Firmen aus dem ICT-Dienstleistungsbereich – sowie die ETH Zürich und weitere Schweizer Hochschulen. Es wird die Zusammenarbeit mit allen Schweizer Hochschulen angestrebt, die eine Informatikausbildung anbieten.

Träger sind ausserdem die Stiftung IT-Berufsbildung Schweiz und die Hasler Stiftung. Beide engagieren sich stark für den Informatiknachwuchs, im Bereich von Schule, Berufsbildung und akademischer Ausbildung.

Welche Ziele hat die Kampagne?

Ziel ist es, prioritär Mittelschülerinnen und -Schüler für ein Hochschulstudium zu gewinnen. Die Kampagne richtet sich auch an Absolventen der beruflichen Grundbildung ICT, die für Bildungsgänge an Fachhochschulen oder der höheren Berufsbildung motiviert werden sollen. Ganz grundsätzlich soll das Image der ICT-Berufe korrigiert werden. Eine Plakatkampagne, verbunden mit weiteren Massnahmen, soll das zukunftsweisende Berufsfeld den Jugendlichen – und im gleichen Zug auch weiteren Kreisen der Bevölkerung – sympathisch und zugänglich machen.

Wo wird die Kampagne ausgerollt?

Im 2013 werden Mediamassnahmen in den Grossräumen Zürich und Bern geschaltet. Ab 2014 ist die Ausweitung auf weitere Ballungszentren vorgesehen.

(Kritische) Fragen und Antworten zur Kampagne

Warum eine Kampagne zur Nachwuchsförderung, wenn gleichzeitig IT-Arbeitsplätze nach Asien ausgelagert und Schweizer Informatiker entlassen werden?

In der Schweiz arbeiten 205’000 Beschäftigte in ICT-Berufen. Davon 1/3 in den Unternehmen der ICT-Branche (z. B.  Unternehmen der Telekommunikation und IT-Dienstleistungsunternehmen) und 2/3 in den ICT-Anwenderunternehmen (Banken, Versicherungen, Detailhandel, öffentliche Verwaltung usw.). ICT-Berufsbildung Schweiz rechnet gemäss einer Studie bis ins Jahr 2022 mit einem Fachkräftemangel von 30‘000 ICT-Fachkräften.

Die ICT-Branche ist bezüglich Bruttowertschöpfung mit CHF 27,2 Mrd. (2013) die siebtgrösste Wirtschaftsbranche der Schweiz. Signifikant grösser sind nur die Branchen Grosshandel und Finanzdienstleister. Die Wertschöpfung der Pharmaindustrie und des Detailhandels sind hingegen deutlich tiefer (siehe hierzu: http://ictswitzerland.ch/themen/wirtschaftskraft/).

Von den 205’000 Personen, die in der Schweiz einen ICT-Beruf ausüben, haben nur rund 40% eine qualifizierte ICT-Ausbildung. Es sind vor allem die Quereinsteiger ohne fundierte Informatikausbildung, die von Stellenabbau bedroht sind, da sie oft nur in einem sehr spezifischen (kleinen) Gebiet Fachkenntnisse haben. Eine fundierte ICT-Berufs- oder -Hochschulbildung garantiert auch in Zukunft beste Beschäftigungssausichten.

Zahlreiche Informatikfirmen setzen auf den Standort Schweiz: Unter dem Label swiss made software (http://www.swissmadesoftware.org) gibt es über 200 Schweizer Firmen, bei denen der Schweizer Wertanteil an den Herstellungskosten mindestens 60 % beträgt und deren wichtigster Fabrikationsprozess sich in der Schweiz befindet.

Werden Arbeitsplätze dennoch ausgelagert, sind oft nicht in erster Linie Kostenüberlegungen, sondern der Engpass an ICT-Fachleuten am Standort Schweiz der wichtigste Grund. Dieses Problem wird verschärft durch gesetzliche Bestimmungen über die Beschäftigung von Nicht-EU/EFTA-Staatsangehörigen. Gerade für Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen ohne grosse Personalabteilung sind die administrativen Hürden schwer zu überwinden.

Im Zuge der Globalisierung steigt der Kostendruck auf den Werkplatz Schweiz, vor allem bei jenen Firmen, die international oder global tätig sind. Ein wichtiger Kostenpunkt für Unternehmen sind die Personalkosten. Darum lagern Unternehmen gewisse Arbeiten, die nicht zwingend im „Hochpreisland“ Schweiz erbracht werden müssen, in andere Länder aus. Dies betrifft nicht nur die Informatik, sondern auch andere zentral erbrachte Dienstleistungen wie Buchhaltung, Personalwesen und Administration.

Auch in Bereichen, in denen Outsourcing stattfindet, müssen gut ausgebildete Informatiker in der Schweiz „vor Ort“ arbeiten, damit überhaupt ausgelagert werden kann. Das Konzept einer Lösung wird hier gemacht, Arbeitspakete müssen definiert und die Ergebnisse kontrolliert und zusammengeführt werden. Der Bedarf an gut ausgebildeten Informatikern steigt deshalb sogar in jenen Bereichen, in denen ein Teil der Arbeiten ausgelagert wird.

Kein Wunder, sind nur junge Leute auf den Plakaten – bis 40 kann man die Informatiker brauchen, danach gehören sie zum alten Eisen, kosten zu viel und werden entlassen!

In der Öffentlichkeit herrscht oft Unklarheit darüber, was ein Informatikstudium bedeutet. In einem Hochschulstudium lernt man nicht, bestimmte Anwenderprogramme wie Word für Windows, Excel oder Grafikprogramme etc. zu bedienen. Inhalt des Studiums ist es, die Konzepte, Modelle und Arbeitsweisen der Informatik zu erlernen und zu kennen und auf unterschiedlichste Bereiche (sowie unterschiedlichste Software) anwenden zu können. Qualifizierte Informatiker können souverän(er) mit den rasanten technologischen Entwicklungen umgehen und dank ihres Fachwissens auch beurteilen, welche Technologien langfristig für ein Unternehmen oder einen Arbeitsbereich Sinn machen.

Für viele Informatik- und Anwenderunternehmen sind die über 40-jährigen Informatiker besonders attraktive Arbeitskräfte, denn sie verfügen nicht nur über fundierte Informatikkenntnisse, sondern auch über ein breites Spektrum an Fachwissen in ihrem Arbeitsbereich (sie „kennen das Geschäft“), haben langjährige Projekterfahrung und können deshalb im Gegensatz zu jungen Hochschulabsolventen hochkomplexe Informatikprojekte konzipieren und leiten.

Die Arbeit als Informatiker ist unattraktiv – lange Arbeitszeiten, grosser Termindruck und dauernd neue Technologien, denen man hinterherrennen muss.

Wesentliche Folgen von Computertechnologie und Internet sind die Beschleunigung der Kommunikationsprozesse und der Informationsverteilung und die verstärkte gegenseitige Durchdringung von Berufs- und Privatleben. Dies wirkt sich direkt auf den Arbeitsalltag aus – jedoch nicht nur bei Informatikern, sondern bei praktisch allen Berufsfeldern im Dienstleistungssektor. In der Vielfalt von neuen Technologien können ausgebildete Informatiker dank ihres Fachwissens eher die Spreu vom Weizen trennen und wissen darum vielleicht sogar etwas früher als andere, welchen Technologien man nicht hinterherrennen muss.

Zahlreiche Schweizer Informatikunternehmen sind zudem erwiesenermassen attraktive Arbeitgeber, die flexible Arbeitszeiten und gute Arbeitsbedingungen bieten. Dies belegt das z.B. gute Abschneiden von ICT-Firmen in Arbeitgeber-Ratings.

Gerade für Frauen ist die Arbeit im Informatikbereich auch finanziell attraktiv: Die aktuelle Studie von SwissICT, „Saläre der ICT“, zeigt, dass die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern in der Informatik im Unterschied zu anderen Branchen mit nur 2-3 % sehr gering ist (siehe hierzu: http://www.inside-it.ch/articles/33778 ).

Es gibt nicht nur zu wenig Informatiker, sondern auch zu wenig Bau- und Elektroingenieure. Mit der Kampagne werden andere Studienrichtungen kannibalisiert!

Es ist klar, dass in zahlreichen Berufsrichtungen ein Nachwuchsproblem besteht. Die nun gestartete Kampagne zeigt aber, dass das Problem in der Informatik besonders ausgeprägt ist, und dass es sich wie ein roter Faden durch die ICT-Branche und die ICT-Anwenderfirmen zieht. Dies ist in der Öffentlichkeit aber wenig bekannt; wenn über Informatik in den Medien geschrieben wird, dann meistens über Stellenabbau oder Outsourcing – und dies, auch wenn gleichzeitig Tausende von Informatik-Stellen in der Schweiz nicht besetzt werden können. Auch das allgemeine Wissen der Öffentlichkeit über Informatik ist relativ gering und mit Vorurteilen behaftet.

Gibt es wirklich zu wenig Informatiker? Es gibt doch immer zu wenig offene Lehrstellen!

Aktuell herrscht eine paradoxe Situation: Im Bereich der Lehrstellen herrscht ein Nachfrageüberhang, d.h. es gibt zu wenig offene Informatiklehrstellen und zu viele Bewerbungen. Geeignete Lernende zu finden, ist aber dennoch für die Anbieter nicht immer einfach, denn für die anspruchsvolle vierjährige Informatiklehre wird ein guter Sek-A-Abschluss benötigt.

In der akademischen Ausbildung ist es genau umgekehrt: die Schweizer Hochschulen (und Fachhochschulen) könnten mehr als doppelt so viele Studierende aufnehmen, ohne ihre Infrastruktur anpassen zu müssen.

Welche Rolle spielt die Informatikausbildung an den Mittelschulen?

Es ist klar, dass Anstrengungen zur Nachwuchsförderung wenig Früchte tragen können, wenn nicht an den Mittelschulen (und auch an der Volksschule) die Informatik in den Schulunterricht integriert wird. Die entsprechende Diskussion wird aktuell geführt, z.B. im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 und dem Informatikunterricht an Mittelschulen. So setzt sich z.B. die Hasler Stiftung für mehr Informatik in der Ausbildung ein, sei es durch die Finanzierung eines Lehrstuhls für Informatik an der FHNW oder mit der Durchführung von Informatik- und Technikwochen an Mittelschulen und Sekundarschulen.

Schon wieder eine Nachwuchsförderungskampagne! Heisse Luft, Eintagsfliege! Kennen wir schon!

Die Kampagne IT-dreamjobs versteht sich als integrierter Bestandteil bestehender Aktivitäten zur Nachwuchsförderung in der Informatik. So wird das Erscheinungsbild / Werbematerial der Kampagne z.B. an Studieninformationstagen der Hochschulen, an Informatikwochen, Berufsmessen etc. zum Einsatz kommen. Die Kampagne will mit einem starken Gesamtauftritt der Branche als ergänzende, langfristige kommunikative Massnahme funktionieren.

Warum eine teure Plakatkampagne? Die Jugendlichen sind doch alle auf Facebook.

Die vorliegende Kampagne wurde in enger Zusammenarbeit mit Gymnasiastinnen und Gymnasiasten entwickelt. Sie selber waren es, die keine Facebook- oder andere Social Media-Werbung wünschten, sondern Plakate mit Gesichtern realer Informatiker, Tramhänger oder Zeitungsinserate. Aktuelle Studien belegen, dass Jugendliche Plakatwerbung  der Online-Werbung vorziehen.

Es ist ausserdem ein Anliegen der Kampagne, nicht nur Jugendliche, sondern auch deren Eltern zu erreichen, da sie erwiesenermassen einen starken Einfluss auf die Studien-/Berufswahl ihrer Kinder haben. Die hohe öffentliche Aufmerksamkeit ist nur mit einer Plakatkampagne zu gewinnen.

Wer sind die Sponsoren der Kampagne?

Goldsponsoren: Die Post, Ergon Informatik AG, Migros, Stadt Zürich, UBS

Silbersponsoren: asem group, avaloq, bitforge, ETH Zürich, ictjobs.ch, netcetera, Raiffeisen, Zeix, ZLI Zürcher Lehrbetriebsverband Informatik, Zühlke Engineering

Bronzesponsoren: Amt für Informatik des Kantons Bern, bbv Software Services, Doodle AG, EMC, emineo, Hochschule für Technik Rapperswil, IBM Schweiz, Swico, Swisscom (Schweiz) AG, swissICT, ZHAW School of Engineering, Zürcher Kantonalbank

Zu den Seiten der beteiligten Firmen

Wer sind die Models?

Die Models sind Informatiker/-innen, die bei den genannten Firmen arbeiten:

Melanie, way-up Informatikerin, Die Post
Christian, Dipl. Informatikingenieur ETH, Ergon Informatik AG
Mathias, RZ-Betriebssupporter, Migros
Philipp, Wirtschaftsinformatiker MSc UZH, Stadt Zürich, Schutz & Rettung
Isabel, Senior IT Business Analyst, UBS