„Man merkt schon, dass es wenige sind“, sagt Anne und lächelt. Es geht um die Frauen in der Informatik, sprich im Informatikstudium. Im aktuellen Jahrgang kommen etwa 30 Frauen auf 200 Männer. Ob sie als Frau anders behandelt werde? Nein, sagt Anne ganz klar. Entweder man versteht den Stoff oder nicht – ob Mann oder Frau. Es gefällt ihr nicht, dass Frauen eine Sonderposition zugesprochen wird.
Dennoch hält sie es für notwendig, dass Frauen in der Informatik gefördert werden. Wissenschaftlichen Studien zufolge sind Teams, in denen beide Geschlechter vertreten sind, deutlich erfolgreicher und effizienter. Anne kann sich gut vorstellen, dass diese Studie zutrifft. „Wir arbeiten in einer gemischten Lerngruppe und kommen sehr gut voran. Zu Beginn waren die Frauen im ganzen Saal verteilt und arbeiteten meist alleine“, erzählt sie. Mittlerweile hätten sie sich unter die Studierenden gemischt. Doch sie merkt auch einen Unterschied. Die Frauen würden mehr zusammenhalten und hätten eine andere Sicht auf die Dinge. Und als Frau komme man auch schneller ins Gespräch mit den Mitstudierenden. „Wahrscheinlich liegt das schon daran, dass wir so wenige sind“, schmunzelt sie.
Drei Dozentin und acht Oberassistenten und Postdocs arbeiten im Informatikdepartement. Die Studienkurse einer Hilfsassistentin seien so beliebt, dass plötzlich 150 Studenten zu ihr wechseln wollten und der dafür gedachte Raum aus allen Nähten platzte. Anne grinst. „Sie ist nun mal besser als die anderen.“
Seit drei Monaten studiert Anne nun an der ETH. Sie habe eine Weile gebraucht, um sich einzuleben und sich mit dem Stoff zurecht zu finden. Das Studium ist anstrengend und anspruchsvoll. „Wenn ETH-Studierende nicht im Hörsaal sind, dann lernen oder schlafen sie“, sagt Anne und lacht. Im Informatikstudium muss man mit Hochs und Tiefs rechnen. Stundenlang an einer Aufgabe verzweifeln, sich aber wie ein König fühlen, wenn es dann plötzlich Klick macht.
Informatikstudierende müssen kommunikativ und offen sein. Wer alleine bleibt, der will das auch und „ist ein Genie“, denn ohne Lerngruppe hat man einen deutlichen Nachteil. Im Studium spürt Anne überhaupt keinen Konkurrenzdruck. Alle seien total hilfsbereit, man schickt sich gegenseitig Zusammenfassungen und erklärt sich Aufgaben.
Im Moment ist ihr oberstes Ziel, die Basisprüfung zu bestehen. Danach kann sie sich vorstellen, einer der vielen Organisationen der ETH beizutreten, zum Beispiel dem VIS (Verein der Informatik Studierenden). Anne ist sich zu etwa 50 % sicher, dass sie die Prüfung besteht. „Wer fleissig ist, die Aufgaben macht und einigermassen mitkommt, sollte die Prüfung bestehen“, davon ist sie überzeugt. Und trotz allem Lernen lässt sie sich die eine oder andere ETH-Party sicherlich nicht entgehen.